Degenerative Bandscheibenerkrankung

Überblick

Die Bandscheiben sind Stoßdämpfer, die sich zwischen den Knochen der Wirbelsäule (d.h. den Wirbeln) befinden. Sie tragen zur Erhaltung der Beweglichkeit des Rückens und gleichzeitig zum Widerstand gegen Kräfte bei und sie ermöglichen die Beugung, Biegung und Drehung der Wirbelsäule.

Die degenerative Bandscheibenerkrankung ist eine altersbedingte Erkrankung, die auftritt, wenn eine oder mehrere Bandscheiben abgenutzt sind oder Risse/Spalte aufweisen, wodurch Schmerzen entstehen.

Ursachen

Eine gesunde, gut hydrierte Bandscheibe enthält eine große Menge an Flüssigkeit in ihrem Inneren, dem sogenannten Nucleus pulposus, der eine Pufferfunktion für die Wirbelsäule hat und ihr Flexibilität verleiht.

1. Flüssigkeitsverlust

Eine degenerierte Bandscheibe zeichnet sich durch einen deutlich verminderten Flüssigkeits-gehalt aus, wodurch sie dünner und weniger beweglich wird. Infolgedessen verringert sich der Abstand zwischen den benachbarten Wirbeln, sodass ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Rissen und Brüchen in der Außenschicht (Wand) der Bandscheibe entsteht, die als Faserring oder Annulus fibrosus bezeichnet wird.

2. Bandscheibenriss – Bandscheibenheilung – Schwächung und Kollaps der Bandscheibe

Die Bandscheibe ist nicht in der Lage, sich von selbst richtig zu heilen, da sie nicht direkt mit Blut versorgt wird. Demnach wird ein Riss/Spalt im Faserring entweder nicht heilen oder die Bildung von Narbengewebe zur Folge haben, welches nicht so stark wie gesundes Gewebe ist. Eine weitere Schwächung der Bandscheibe kann zu einem erneuten Riss führen und letztendlich einen Kollaps hervorrufen. Das gallertartige Material im inneren Kern der Bandscheibe kann durch die Risse/Spalte im Faserring austreten und einen Bandscheibenvorfall verursachen.

3. Bildung von Knochenvorsprüngen

Wenn der Abstand zwischen den zwei Wirbeln über und unter der betroffenen Bandscheibe kleiner wird, gibt es weniger „Puffer“ zwischen ihnen und die Wirbelsäule wird instabiler. Die Facetten- oder Wirbelgelenke, d.h. die Stellen, an denen die Wirbel aufeinandertreffen, sind gezwungen, sich zu verschieben. Hierdurch wird ihre Funktion beeinträchtigt. Um die Lücke zwischen den beiden Wirbeln zu schließen, kann darüber hinaus der Körper als Reaktion Knochensporne bzw. Osteophyten bilden (kleine Knochenvorsprünge, die sich entlang der Ränder der Knochen entwickeln). Die Osteophyten können Druck auf die Spinalnervenwurzeln oder das Rückenmark ausüben und auf diese Weise Schmerzen verursachen und die Funktion der Nerven beeinträchtigen.

Symptome

Die degenerative Bandscheibenerkrankung kann ohne Symptome verlaufen. In einigen Fällen können jedoch die Schmerzen so stark sein, dass die Patienten in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind. Die Lokalisation der Schmerzen hängt von der Lage der betroffenen Bandscheibe ab. Wenn die betroffene Bandscheibe sich im unteren Rücken befindet, kann sie Schmerzen im Rücken, Gesäß oder Bein hervorrufen. Wenn sie sich aber im Nackenbereich befindet, kann sie Schmerzen im Nacken oder Arm verursachen. Die Schmerzen können auch von Störungen der Sensibilität, der Motorik oder der Reflexe begleitet sein. Die Schmerzen nehmen oft durch Bewegungen wie Beugen, Drehen und Heben von Lasten und in der Sitzposition zu.

Behandlung

Die Behandlung der schmerzhaften degenerativen Bandscheibenerkrankung konzentriert sich auf die Linderung der Schmerzen, die Stabilisierung der Wirbelsäule und die Verbesserung bzw. Erhaltung der Beweglichkeit. Diese Erkrankung kann in der Regel ohne Operation mit einer Kombination aus Schmerztherapie, Physiotherapie und therapeutischen Injektionen an der Wirbelsäule erfolgreich behandelt werden.

Eine chirurgische Behandlung des Bandscheibenvorfalls kann empfohlen werden, wenn die konservativen Therapiemethoden keine ausreichende Schmerzlinderung innerhalb von etwa drei Monaten verschaffen. Bei Patienten mit schweren Symptomen wie progressiver Muskelschwäche kann eine Operation vor Ablauf dieses Zeitraums sinnvoll sein.

 

Literaturangaben

1. Kraemer J., Hasenbring M., Kraemer R., Taub E., Theodoridis T., Wilke H.J.: Intervertebral Disc Diseases: Causes, Diagnosis, Treatment and Prophylaxis. Thieme 2009.