Piriformis-syndrom

Überblick

Das Piriformis-Syndrom ist eine Erkrankung, die auftritt, wenn der Musculus piriformis, der sich im Gesäß befindet, sich verkrampft und Schmerzen im Gesäßbereich verursacht. Der Musculus piriformis kann außerdem den nahegelegenen Ischiasnerv komprimieren oder reizen. Hierdurch werden Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln verursacht, die im Gesäß beginnen, nach unten in die Rückseite des Oberschenkels ziehen und bis in den Fuß reichen, ähnlich wie im Falle der typischen Ischialgie.

Anatomie (Musculus piriformis)

Der Musculus piriformis ist ein flacher bandartiger Muskel, welcher sich tief im Gesäßbereich befindet. Er hat seinen Ursprung an der Innenseite des Kreuzbeins (des dreieckigen Knochens am unteren Ende der Wirbelsäule) und setzt an der Spitze des Trochanters des Femurs (des Oberschenkelknochens) an. Dieser Muskel spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Bewegung des Unterkörpers, weil er das Hüftgelenk stabilisiert und an der Hüftrotation und der Außenrotation des Oberschenkels und des Fußes beteiligt ist.

Anatomie (Ischiasnerv)

Der Ischiasnerv ist der größte Nerv des menschlichen Körpers. Er wird aus der Vereinigung von 5 Nervenwurzeln gebildet, die aus dem unteren Teil der Wirbelsäule austreten. Er verläuft tief im Gesäßbereich entlang des Gesäßes, zieht durch den Musculus piriformis, erstreckt sich nach unten in die Rückseite des Oberschenkels und reicht bis zur Ferse und zur Fußsohle. Der Ischiasnerv spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbindung des Rückenmarks mit den Muskeln des Oberschenkels, des Fußes und der Fußsohle.

Ursachen

Die genauen Ursachen des Piriformis-Syndroms sind nicht bekannt. In vielen Fällen finden sich in der Anamnese eine Verletzung im Gesäßbereich, eine wiederholte intensive Aktivität wie Langstreckenlaufen, Radfahren oder langes Sitzen. Wenn der Musculus piriformis aufgrund von Verletzung oder Überbelastung sich verkürzt oder verkrampft, kann er dabei den Ischiasnerv komprimieren. Des Weiteren kann das Piriformis-Syndrom durch anatomische Veränderungen im Muskel-Nerv-Zusammenspiel entstehen. Die Reizung oder Dysfunktion einer nahegelegenen Struktur, wie des Iliosakralgelenks und der inaktiven Gesäßmuskeln, kann auch zur Manifestation des Syndroms beitragen.

Symptome

Die Patienten beschreiben in der Regel akute Empfindlichkeit im Gesäßbereich und Schmerzen wie bei der Ischialgie, Taubheitsgefühl und Kribbeln, die in die Rückseite des Oberschenkels, die Wade und die Fußsohle ausstrahlen. Die Symptome verschlimmern sich oft nach langem Sitzen, Treppensteigen oder Laufen und können durch Liegen auf dem Rücken nachlassen. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass der Patient Schwierigkeiten hat, bequem zu sitzen.

Behandlung

Zur Verringerung der Kompression des Ischiasnervs können zunächst Dehnübungen eingesetzt werden. Es ist für die Linderung der Symptome sehr wichtig, Aktivitäten wie Laufen, Radfahren und langes Sitzen zu vermeiden.

Die Behandlungsoptionen für das Piriformis-Syndrom umfassen Ruhe, Eisbeutel, Wärmetherapie, Analgetika oder Antiphlogistika, Muskelrelaxantien, manuelle Therapie und Physiotherapie. Die Anwendung einer elektrischen Stimulation auf das Gesäß mit einem Gerät für transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) kann zur Linderung der Schmerzen und zur Verminderung der Muskelverkrampfung beitragen, die mit dem Piriformis-Syndrom zusammenhängt.

Zudem kann ein Lokalanästhetikum und ein Kortikosteroid direkt in den Musculus piriformis injiziert werden, nicht nur um das Piriformis-Syndrom zu diagnostizieren, sondern auch um eine Verringerung der Verkrampfung und der Schmerzen zu erreichen.

Im Falle, dass der schmerzende angespannte Muskel piriformis auf die Injektionstherapie mit Kortikosteroiden/Anästhetika nicht anspricht, kann die Injektion von Botulinumtoxin (Botox) hilfreich sein.

In ungewöhnlich chronischen, schweren und persistierenden Fällen kann eine Durchtrennung des Musculus piriformis erwogen werden, um die Symptome zu lindern.

 

Literaturangaben

1. Peterson L., Renström P.: Verletzungen im Sport. Prävention und Behandlung. 3. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag 2002.

2. Gautschi R.: Manuelle Triggerpunkt-Therapie. Myofasziale Schmerzen und Funktionsstörungen erkennen, verstehen und behandeln. Thieme 2010.

3. Fischer J.: Schmerztherapie mit Lokalanästhetika. Injektionstechniken – einfach und sicher. 1. Auflage. Thieme 2000.